Weißes Hemd, schwarze Hose und ein Blick in die Ferne – Hamburgerinnen und Hamburger wissen genau, um wen es sich bei dieser Beschreibung handelt: Die „Vier Männer auf Bojen“. Mittlerweile gehören die Männer auf Tonne zu Hamburg wie das Franzbrötchen zum Kaffee. Zu finden sind sie auf der Elbe, Alster, Süderelbe und dem Bergedorfer Serrahn. Funfact: Nicht selten gehen Notrufe wegen den Herren ein, weil Touristen denken, dass es sich um Menschen handelt, die auf dem Wasser treiben.
Aluminium ersetzt Eichenholz
Nachdem die Bojenmänner fast drei Jahrzehnte Wasser, Wind und Salz ausgeliefert waren, wurden seit 2020 drei von ihnen ersetzt. Äußerlich unterscheiden sich die neuen Skulpturen nicht von den früheren Figuren, die damals aus Eichenholz angefertigt wurden. Allerdings ist das Material ein anderes: Aluminium. So überstehen die Bojenmänner auch den kräftigsten Sturm weitestgehend unbeschadet. „Die Bojenmänner sind nicht nur in den Seekarten verzeichnet, sondern haben sich auch im visuellen Gedächtnis der Hamburgerinnen und Hamburger eingeschrieben, gehören zum Stadtbild. Ich bin sehr froh und dankbar, dass sie jetzt wieder zu Wasser gelassen werden und wünsche ihnen ein langes, bewegtes – aber standhaftes Leben“, sagte der Künstler Stephan Balkenhol, als im August letztes Jahr der erste Bojenmann aus Aluminium auf der Elbe bei Övelgönne zu Wasser gelassen wurde.
Überwintern in der HPA-Stackmeisterei
Wann genau sie zurück aufs Wasser kommen, hängt zum einen von der Witterung und zum anderen von der Fahrwasserbetonnung ab. Nachdem drei der vier alten Holzfiguren durch neue Figuren aus Aluminium ersetzt wurden, könnte man meinen, dass diese auch im Winter auf dem Wasser ausharren – schließlich sind sie ja nun wesentlich robuster und wetterfest. Aber auch die Aluminiumfiguren werden im Spätherbst zur Überwinterung in der Stackmeisterei der Hamburg Port Authority (HPA) eingelagert, da sie zum einen vor der Sturmflutsaison geschützt werden müssen und ihr Schwimmkörper kontrolliert wird.
Letzter Bojenmann aus Aluminium folgt
Die Elbe bei Övelgönne, die Harburger Süderelbe und die Alster nahe der Gurlitt-Insel haben bereits Bekanntschaft mit den neuen Aluminiumfiguren gemacht. Für den Serrahn in Bergedorf wird laut der Kulturbehörde derzeit noch eine Figur erstellt, sodass 2021 auch hier ein neuer Mann auf Tonne aus Aluminium zu bewundern ist. Die Kosten von rund 100.000 Euro werden von der Behörde für Kultur und Medien übernommen. Der Künstler selbst verzichtet auf ein Honorar.
Die Geschichte der „Vier Männer auf Bojen“
Angefangen hat alles Anfang des Jahres 1992. Die Kulturbehörde erwarb für die Außenalster eine Figur, die zuvor kurz auf der Themse in London platziert war. Drei weitere Bojenmänner des Projekts kamen hinzu, das Teil des Programms „Kunst im öffentlichen Raum“ war. Diese wurden im Jahr 1993 auf verschiedenen Gewässern im Stadtgebiet aufgestellt. Die vier Bojenmänner zeichnen sich vor allem durch ihre schwarze Hose, ihr weißes Hemd, ihr mittleres Alter und ihre durchschnittliche Größe aus. Der Künstler Stephan Balkenhol lässt bewusst keine weitere spezifische Identifizierung zu, sodass zum Beispiel Beruf und Herkunft nicht ersichtlich sind.
Autorin: Julia Kück
Ein Kommentar
Wo bleibt die erste Bojenfrau? Nach 30 Jahren ist es sicher nicht zu früh!