Eine Deponie im Wandel: Die Deponie Francop

Deponien – ein sensibles Thema

Um das Thema Deponierung näher zu beleuchten, könnte ich viele verschiedene Blickwinkel nutzen. Da ist der rechtliche Aspekt, bei dem das Suchen und Finden eines geeigneten Standortes im Vordergrund steht – detailliert geregelt in der Deponieverordnung. Weitere diverse Gesetze und Rechtsverordnungen beschäftigen sich mit dem Natur-, Wasser- und Bodenschutz. Es ließe sich ebenfalls die Deponie als solche, ihr Bau und ihr Betrieb tiefer betrachten. Mich interessiert jedoch vielmehr, wie sich eine Deponie im Laufe der Zeit wandelt, wie und von wem sie genutzt werden kann und was bleibt, wenn eine Deponie stillgelegt ist.

 

Deponierung bei der HPA

Ich spreche mit Meike Anders, Leiterin der Baggergutentsorgung der Deponiestandorte Francop und Feldhofe. Sie erklärt mir, dass die Deponien der Hamburg Port Authority (HPA) belastetes Baggergut sichern. Die Elbe transportiert stromauf- bzw. abwärts feine Schwebstoffe und teils belastete Sedimente, die sich in einem strömungsberuhigten Bereich wie dem Hamburger Hafen absetzen. Die Wassertiefe wird dadurch in diesem Bereich reduziert. Um die für die Schifffahrt notwendigen Wassertiefen zu erhalten, muss regelmäßig Sediment abgetragen werden. Saubere Sedimente verbleiben im System der Elbe, indem sie weiter stromab umgelagert werden. Stärker belastete Sedimente werden an Land gebracht, klassiert, entwässert und anschließend sicher deponiert.[1]

 

Von der Baustelle zur Grünanlage

„Während der Betriebsphase einer Deponie wird sie für die Beseitigung von Baggergut genutzt und steht für andere Nutzungen nicht zur Verfügung“, erklärt Meike mir. „Stillgelegte Deponien werden regelmäßig für andere Zwecke wie Parkanlagen, Naherholungsgebiete oder zur Energieerzeugung genutzt. Hierfür ist zuvor eine Sicherung des eingelagerten Abfalls nötig, damit keine Gefahren für Mensch und Umwelt davon ausgehen.“

Viele verschiedene Konzepte sind nach Beendigung der Einlagerung und nach Abschluss der Stilllegung möglich. Sie müssen immer im Einklang mit den Gesetzen und der zuständigen Überwachungsbehörde sein.

Im Gespräch erzählt Meike, dass es Deponien gibt, deren große Flächen zur Gewinnung sauberer Energie, wie z.B. für Photovoltaikanlagen, genutzt werden. Unter gewissen Voraussetzungen können sie auch als Naherholungsgebiet für die Bevölkerung dienen oder gänzlich der Natur zurückgegeben werden. Die Art der Nachnutzung ist also abhängig von der speziellen Deponie und ihrer Umgebung.

 

Die Deponie Francop

Die Deponie in Francop liegt inmitten des Obstanbaugebietes der Harburger Süderelbmarsch. Die Anwohner sehen diese zum Teil aus ihren Wohnzimmern und Gärten oder bei Spaziergängen an der Alten Süderelbe. Im Rahmen der Genehmigung vor etwa 30 Jahren wurde daher großen Wert daraufgelegt, dass die Deponie nach Beendigung des Betriebes landschaftlich ansprechend gestaltet wird. Meike erklärt mir, dass sich die Deponie in der sogenannten „Stilllegungsphase“ befindet. Das bedeutet, dass die Einlagerung von Baggergut abgeschlossen ist und nun verschiedene Sicherungsmaßnahmen stattfinden. So wurde das Baggergut bereits komplett mit einer Oberflächenabdichtung und einer Rekultivierungsschicht – auf der die Pflanzen wachsen können – abgedeckt. Wege, die zum Betrieb genutzt wurden, werden aktuell zurückgebaut und weitestgehend gegen naturnahe Schotterwege ausgetauscht.

Um mir selbst ein Bild vor Ort zu machen, treffe ich mich mit Christian Hoch, Betriebsleiter der Deponie in Francop. Er nimmt mich bei seiner täglichen Fahrt über die Deponie mit und zeigt mir ihre Besonderheiten. Zuallererst fällt mir auf, wie grün es hier bereits ist. Ich sehe weite grüne Flächen, Bäume und Sträucher – Natur pur. Von Zeit zu Zeit treffen wir auf beauftragte Firmen, die z.B. Wartungen an Schächten durchführen. Während mein Auge auf die Natur gerichtet ist, inspiziert Christian bei seinen Kontrollfahrten die Schächte und dokumentiert Auffälligkeiten. Eine sehr wichtige Aufgabe, die mit großer Sorgfalt und Genauigkeit absolviert werden muss, um die Sicherheit der Deponie zu gewährleisten.

Aus der Ferne entdecke ich Rehe, die sich eigenständig in den Wäldern angesiedelt haben. Christian berichtet mir, dass auch Füchse und verschiedene Vögel diesen Rückzugsort für sich gefunden haben.

 

Ein Ausblick

Wieder zurück im Büro frage ich mich, wie es mit der Deponie jetzt weitergeht. Meike erzählt, dass neben dem Rückbau der Wege aktuell Schächte abgedichtet werden, so dass dauerhaft keine Gefahr besteht. Wenn alle Maßnahmen abgeschlossen sind, kann auf Antrag der HPA die Deponie in die sogenannte Nachsorge entlassen werden. Dann ist es eine Abwägung der zuständigen Überwachungsbehörde, die das Interesse der Bevölkerung an einem Naherholungsgebiet sowie etwaige Wünsche der Politik erkennt, gleichzeitig aber die Sicherheit der Deponie gewährleisten muss – auch für fachfremde Besucher. Die Beantwortung meiner Frage, wie es weitergeht, kann also vorerst nicht erfolgen und wird wohl auch noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Mir bleibt jedoch fürs Erste die Erinnerung an einen sehr interessanten Ausflug über die stillgelegte Schlickdeponie Francop, bei dem ich viel über die Deponie, ihre Funktion und Möglichkeiten der Nachnutzung erfahren habe. Außerdem haben mich Meike und Christian beeindruckt, die sich mit großem Engagement diesem Thema annehmen und dafür sorgen, dass auf der Deponie alles im Lot ist.

 

[1] Vgl. HPA Flyer „Deponierung. Belastetes Baggergut sichern.“ Landbehandlung_und_Schadstoffsanierung_FI_deponierung_WEB.pdf (hamburg-port-authority.de)

Beitragsbild: Copyright: HPA, Andreas Schmidt-Wiethoff.

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